Neuer Zoo-Direktor will Seilbahn

Zuerst veröffentlicht in den Lokalinfo-Zeitungen vom 25. Juni 2020.
Er ist gekommen, um zu bleiben: Der 32-jährige Severin Dressen will den Zoo Zürich bis zu seiner Pensionierung führen und die Zoo-Seilbahn bauen.
Seit mehreren Jahren ist eine Seilbahn vom Bahnhof Stettbach zum Zoo Zürich geplant. Sie soll das Parkplatzproblem lösen und die Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr verbessern. Doch die Fronten sind verhärtet. Gegner befürchten eine Verlagerung des Verkehrs aus dem Quartier Fluntern nach Dübendorf, wenn in Stettbach alle auf die Seilbahn umsteigen wollen.
Ein Zeichen in dieser umstrittenen Geschichte setzte jetzt Severin Dressen. Der 32-jährige Deutsche ist ab Juli neuer Direktor des Zoos. Für ihn ist die Seilbahn der richtige Weg für die Zukunft. «Wenn sich der Züri-Zoo etwas in den Kopf gesetzt hat, dann setzt er das auch um», verkündete Dressen vor den Medien.
Grosse Fussstapfen ausfüllen
Dressen tritt in grosse Fussstapfen. Sein Vorgänger Alex Rübel hat den Zoo nicht nur 29 Jahre lang geführt, er ist auch ein guter Lobbyist in Zoo-Sachen. Der Zunftmeister der Zunft zur Saffran hat in seiner Amtszeit viele grosse Projekte umsetzen können und dafür das Geld aufgetrieben. Erst kürzlich wurde Rübels letzter Meilenstein vor der Pension eröffnet – die Lewa-Savanne mit Giraffen und Nashörnern. «Der Nachfolger muss ganz grosse Fussstapfen ausfüllen», sagte darum Verwaltungsratspräsident Martin Naville. Dass Dressen, der mit Frau und seinen zwei Kindern in Zürich lebt, das kann, daran scheint beim Zoo niemand zu zweifeln. Der in Aachen aufgewachsene Biologe erhielt viele Vorschusslorbeeren. Sein Vorgänger Alex Rübel betonte die Gemeinsamkeiten, etwa bei der Philosophie. «Auch in vielen kleinen Sachen denken wir ähnlich», fügte Rübel an. Er selbst war bei seinem Amtsantritt 1991 mit 36 Jahren nur vier Jahre älter als sein Nachfolger Dressen gewesen.
Über 140 Bewerbungen gingen für die Stelle ein. Am Ende standen zwei Frauen und drei Männer in der engen Auswahl – ein Schweizer, eine Österreicherin und drei Deutsche. Durchgesetzt hat sich Dressen, der in Berlin und London Biologie studiert und in Zoologie an der Universität Oxford doktoriert hat. Vor seiner Stelle in Zürich war er stellvertretender Direktor im Zoo Wuppertal.
Seit 1. April arbeitete sich Dressen nun im Hintergrund ein, bildete sich im Bereich Management weiter. Auch ein Medientraining erhielt der 32-Jährige. In der Einführungszeit war Dressen noch vor den Medien abgeschirmt worden.
Zoo plant neue Anlage für Gorillas
Als Herausforderung nannte Dressen die Digitalisierung – darunter beim Bildungsangebot. Vorgestellt wurden die nächsten Bauprojekte, die jedoch noch sein Vorgänger Rübel aufgegleist hat. So ist eine begehbare Voliere im Gebiet Pantanal geplant, ebenso soll zwischen Zoolino und Lewa-Savanne eine Anlage für Gorillas entstehen. Im heutigen Menschenaffenhaus werden dann die Orang-Utans ein modernes Zuhause erhalten.
Gerade die Bauprojekte sollen nicht die einzigen sein, die Dressen umsetzen möchte. Details könne er zwar keine nennen, wie er am Rande der Veranstaltung sagte, er wolle aber bis zur Pensionierung bleiben. Zeit für weitere Meilensteine bleibt also. Nächstes Jahr soll der Entwicklungsplan 2050 vorgestellt werden.